Wenn ich an Filmpreise denke, dann kribbelt’s schon ein bisserl. Das ist für mich wie für andere eine Fußball-WM. Die Spannung, die Favoriten, die Überraschungen – und natürlich die Filme selbst. In Österreich hat sich da in den letzten Jahrzehnten ordentlich was getan. Früher war’s vielleicht eher eine G’schicht für Insider, aber heute sind unsere Filmpreise wichtige Ereignisse, die zeigen, was das österreichische Kino alles kann. Begleiten Sie mich auf einer kleinen Zeitreise durch die Entwicklung dieser wichtigen Kulturinstitutionen, wobei wir uns vor allem die großen Player ansehen, aber auch nicht vergessen, dass es daneben noch andere wichtige Auszeichnungen gibt, etwa im Rahmen der Diagonale.

Der Wiener Filmpreis Wegbereiter mit Tradition

Alles hat irgendwo seinen Anfang, und in der jüngeren Geschichte der österreichischen Filmpreise spielt der Wiener Filmpreis eine ganz besondere Rolle. Ins Leben gerufen wurde er 1987 von der Stadt Wien, und er wird traditionell im Rahmen meines persönlichen Highlights des Filmjahres, der Viennale, verliehen. Das ist nicht irgendein Preis, sondern einer der ältesten und etabliertesten bei uns im Land. Er zeichnet aktuelle österreichische Langfilme aus, die im vergangenen Jahr zur Aufführung gelangten. Er ist somit ein echtes Urgestein und zeigt die Wertschätzung der Stadt Wien für das heimische Filmschaffen.

Entwicklung der Preiskategorien

Anfangs war’s ein einzelner Preis für den besten Film, aber wie das Leben so spielt, hat er sich weiterentwickelt. Ich find’s gut, dass man 2015 bis 2017 erkannt hat, wie stark der Dokumentarfilm bei uns ist, und ihn neben dem Spielfilm eigens ausgezeichnet hat. Denken Sie nur an UNTITLED von Monika Willi und Michael Glawogger, der 2017 gemeinsam mit DIE LIEBHABERIN (Spielfilm) prämiert wurde – ein wichtiger Schritt, meiner Meinung nach. Seit 2018 ist man wieder zu einer Struktur mit einem Hauptpreis für den „Besten österreichischen Film“ und einem zusätzlichen „Spezialpreis der Jury“ zurückgekehrt. Das finde ich spannend, weil es der Jury mehr Flexibilität gibt, auch besondere Leistungen abseits des Hauptgewinners zu würdigen. 2024 zum Beispiel ging der Hauptpreis an THE VILLAGE NEXT TO PARADISE von Mo Harawe und der Spezialpreis an FAVORITEN von Ruth Beckermann. Was ich besonders schätze: Der Preis geht direkt an die Regisseurinnen und Regisseure. Das unterstreicht die zentrale Rolle der Regie, des künstlerischen Herzstücks vom Film. Die Dotierung, eine Mischung aus Geld von der Kulturabteilung der Stadt Wien und Sachwerten von Sponsoren, ist natürlich auch eine wichtige Unterstützung. Wenn man sich die Liste der Preisträger ansieht – von Jessica Hausner (LOURDES, 2009) über Michael Haneke (LIEBE, 2012) und Ulrich Seidl (PARADIES: LIEBE, 2013) bis zu Sudabeh Mortezai (JOY, 2018 & EUROPA Spezialpreis 2023) und Sebastian Meise (GROSSE FREIHEIT, 2021) – dann sieht man, was für Kaliber da schon ausgezeichnet wurden. Der Wiener Filmpreis ist ein echtes Gütesiegel.

Der Österreichische Filmpreis Die nationale Bühne

Neben dem Wiener Filmpreis hat sich in den letzten Jahren noch ein anderer, ganz zentraler Preis etabliert: Der Österreichische Filmpreis. Gegründet erst 2011 von der Akademie des Österreichischen Films, ist er relativ jung, hat sich aber blitzschnell zur wichtigsten nationalen Auszeichnung gemausert. Er wurde ins Leben gerufen, um herausragende Leistungen im heimischen Filmschaffen zu würdigen und die nationale Filmindustrie zu fördern.

Struktur, Ziele und Auswahlverfahren

Was ihn auszeichnet, ist seine Breite. Mit aktuell 17 Preiskategorien versucht er, wirklich alle Aspekte des Filmemachens abzudecken – vom besten Spielfilm über Regie, Drehbuch, Schauspiel bis hin zu Kamera, Schnitt, Musik, Kostüm- und Maskenbild sowie Kurz- und Dokumentarfilm. Das ist wichtig, weil Film eben Teamarbeit ist, und jede Abteilung ihren Beitrag zum Gelingen leistet. Die Akademie selbst, mit ihren über 600 Mitgliedern aus allen Filmsparten, ist das Fundament dieses Preises. Diese Mitglieder nominieren und wählen die Preisträger, was dem Ganzen eine hohe Legitimität innerhalb der Branche gibt. Ich find’s entscheidend, dass der Preis nicht nur dazu dient, herausragende Leistungen zu ehren, sondern auch das Bewusstsein für den österreichischen Film in der breiten Öffentlichkeit zu stärken. Er soll, so habe ich es verstanden, auch den Zusammenhalt in der Branche fördern, eine Plattform bieten, wo sich Filmschaffende treffen und austauschen können. Und das merkt man auch bei den Gala-Abenden – das sind mittlerweile echte gesellschaftliche Ereignisse, die weit über die Film-Bubble hinausstrahlen.

Professionalisierung, Vielfalt und die Zukunft der Preise

Die Entwicklung der österreichischen Filmpreise zeigt eine klare Tendenz zur Professionalisierung und einer breiteren gesellschaftlichen Verankerung. Das betrifft nicht nur die Preise selbst, sondern auch die Rahmenbedingungen und die Themen, die in den Fokus rücken.

Wichtige Partnerschaften und Sichtbarkeit

Was mir in den letzten Jahren besonders auffällt, ist die zunehmende Professionalisierung rund um den Österreichischen Filmpreis. Das zeigt sich nicht nur in den glanzvollen Gala-Abenden, die an unterschiedlichen, repräsentativen Orten wie Schloss Grafenegg (z.B. 2022) oder dem Globe Wien | Marx Halle (z.B. 2023) stattfinden, sondern auch in der Gewinnung starker Partner. Dass zum Beispiel seit 2022 die Österreichischen Lotterien als Premium-Partner an Bord sind, ist ein starkes Zeichen. Solche Partnerschaften, wie die durch e.s.s. projects vermittelte Kooperation, sind essenziell, um so eine Veranstaltung auf hohem Niveau zu finanzieren und ihr die nötige Sichtbarkeit zu geben. Es zeigt auch die wachsende Anerkennung des österreichischen Films in der Wirtschaft und Gesellschaft, wie die damalige Generaldirektorin der Lotterien, Mag. Bettina Glatz-Kremsner, betonte.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Gleichzeitig find ich’s bemerkenswert, dass der Österreichische Filmpreis auch Verantwortung übernimmt und auf Nachhaltigkeit setzt. Die Auszeichnung mit dem Österreichischen Umweltzeichen ist mehr als nur ein grünes Mascherl. Es zeigt, dass man sich Gedanken macht über Ressourcenschonung, klimafreundliche Maßnahmen bei Transport, Abfallmanagement und Catering. Das ist ein zukunftsweisender Ansatz, der hoffentlich Schule macht in der gesamten Branche. Filmproduktion kann ja durchaus ressourcenintensiv sein, und es ist wichtig, dass auch bei solchen Prestigeveranstaltungen auf den ökologischen Fußabdruck geschaut wird.

Aktuelle Tendenzen und breitere Landschaft

Wenn man sich die Preisverleihungen der letzten Jahre ansieht, sieht man deutlich, wie lebendig und vielfältig das österreichische Kino ist. Der Österreichische Filmpreis 2024 war da ein gutes Beispiel. ‘Des Teufels Bad’ von Veronika Franz und Severin Fiala hat gleich acht Preise abgeräumt, darunter den für den Besten Spielfilm und die Beste weibliche Hauptrolle für die großartige Anja F. Plaschg (Soap&Skin), die auch für die Musik ausgezeichnet wurde. Gleichzeitig hat ‘Rickerl – Musik ist höchstens a Hobby’ von Adrian Goiginger vier Preise bekommen, unter anderem für die Beste Regie und den Besten männlichen Hauptdarsteller Voodoo Jürgens. Und dass auch Filme wie ‘Sisi & Ich’ für’s Beste Kostümbild prämiert werden, zeigt, dass wirklich die unterschiedlichsten Gewerke Anerkennung finden. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in den früheren Preisverleihungen wider. 2020 hat ‘Joy’ von Sudabeh Mortezai dominiert, ein Film, der gesellschaftlich relevante Themen mutig angepackt hat. 2021, trotz der Pandemie-bedingten Verschiebung, haben Filme wie ‘The Trouble with being born’ von Sandra Wollner oder ‘Hochwald’ von Evi Romen gezeigt, was für spannende und formal eigenwillige Arbeiten bei uns entstehen. Was man auch sieht, ist die zunehmende Bedeutung von internationalen Koproduktionen, wie die vielen Preise für BR-Koproduktionen 2024 belegen. Das ist ein Zeichen dafür, dass der österreichische Film international vernetzt ist und auch im Ausland wahrgenommen wird. Und wie eingangs erwähnt, diese beiden großen Preise sind nicht allein – die Filmlandschaft wird durch weitere wichtige Auszeichnungen, etwa bei Festivals wie der Diagonale in Graz, bereichert.

Mehr als nur Trophäen Filmpreise als Motor der Szene

Man könnte jetzt sagen: Gut, das sind halt Preise. Aber ich glaube, sie sind viel mehr als das. Filmpreisverleihungen, egal ob der Wiener Filmpreis oder der Österreichische Filmpreis, sind Motoren für die gesamte Branche. Sie schaffen Öffentlichkeit, sie lenken den Blick auf Filme, die sonst vielleicht im Mainstream untergehen würden. Sie geben den Filmschaffenden Anerkennung und Bestätigung für ihre oft jahrelange, harte Arbeit. Und ja, sie helfen auch dabei, neue Projekte zu finanzieren oder international zu verkaufen. Für junge Talente kann so ein Preis ein wichtiger Karriereschritt sein.

Aber es geht nicht nur ums Geschäftliche. Diese Preise fördern auch den Diskurs über Film, über Ästhetik, über gesellschaftliche Relevanz. Sie bringen die Branche zusammen und schaffen Identität. Wenn ich bei einer Preisverleihung dabei bin, spüre ich immer diesen besonderen Geist, diese Mischung aus Anspannung, Freude und Stolz auf das, was in Österreich filmisch geleistet wird. Es ist eine Feier der Kunstform Film, die mir persönlich so am Herzen liegt. Und sie erinnern uns daran, dass hinter jedem Film unzählige Menschen stehen, deren Leidenschaft und Können es verdient, gewürdigt zu werden. Diese Entwicklung der Filmpreise in Österreich ist eine Erfolgsgeschichte, die zeigt, dass unser kleines Land auf der großen Leinwand ganz schön was zu erzählen hat.